Darya Tsymbalyuk, Every Leaf is a Word, 2021, Zeichnung
Darya Tsymbalyuk, The Stories We Tell: Memory, Engagement(s), and Donbas, 2021, Video still

Kunst und Leben in Zeiten des Krieges

Darya Tsymbalyuk, Erinnerung an Kohle. Geschichten aus dem Osten der Ukraine
VORTRAG
Freitag, 7. Juli 2023, 19 Uhr
Sprache: Englisch
Eintritt frei. Es wird um eine Spende für Serhii Lymanskyi, Direktor des Naturschutzgebietes Kreidova Flora in Donezk, gebeten.

Darya Tsymbalyuk arbeitet an den Schnittstellen zwischen Umwelt- und künstlerischer Forschung und auf der Basis feministischer und dekolonialer Methoden. In ihrem Vortrag spricht sie über ihre 2015 begonnene Beschäftigung mit den sozialen, industriellen und ökologischen Entwicklungen in den Gebieten von Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine. Am Beispiel von Kohle reflektiert sie den geologischen Kolonialismus in dieser Region im Zusammenhang mit der industriellen Konstruktion des Donbas, dessen Name für „Donezker Kohlebecken“ steht. Tsymbalyuk dekonstruiert das Narrativ einer einst vorbildlichen sowjetischen Industrieregion und stellt eine Verbindung her zwischen dem geologischen Raubbau (Extraktion) und der derzeitigen russischen Besatzung und Zerstörung von Teilen der Ostukraine. Indem sie die Kohle nicht nur als ein Archiv der Industrialisierung, sondern auch als ein pflanzliches Archiv liest, stellt Tsymbalyuk die Frage, welche alternativen Geschichten wir über die Region erzählen können. Als Gegenpol zu den zerstörerischen Kräften von Wissenschaft, Industrie und Krieg sucht sie daher nach alternativen Formen des Wissens und der Interaktion zwischen Menschen, anderen Lebewesen und nicht-lebendiger Materie.
In diesem Vortrag, wie auch in ihren in der Ausstellung gezeigten Zeichnungen, bezieht sich Tsymbalyuk auf die paläobotanischen Illustrationen von Boleslav Ivanovich Sboromirsky, die dieser für die 1938 erschienene Publikation von M. D. Zalessky und H. Th. Tchirkova über die fossile Flora des Donetzbeckens angefertigt hat. Während Zalessky und Tchirkova ihre paläobotanischen Forschungen in den Dienst der Fossilienindustrie stellten, liest Tsymbalyuk Sboromirskys Zeichnungen als ein sublimiertes Archiv, als pflanzliche Spuren und Erzählungen einer verschwundenen Welt.

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